Digitale Signatur im Rechnungsversand: Automatisieren statt manuell stempeln
Rechnungen sind das Herzstück jedes Unternehmens.
Doch der Versand per einfachem PDF-Anhang in einer E-Mail ist riskant – wie ein aktuelles Urteil des OLG Schleswig zeigt (siehe Teil 2 unserer Serie). Manipulationen sind möglich, und im Zweifel bleibt das Unternehmen auf seiner Forderung sitzen.
Eine Lösung ist die digitale Signatur. Doch viele Betriebe fragen sich: „Wie soll das gehen, wenn meine Warenwirtschaft keine automatische Signatur unterstützt?“ – Denn manuell jede Rechnung mit einer Signatur zu versehen, ist keine Option.
In diesem Beitrag zeigen wir: Wie Unternehmen Rechnungen automatisiert und rechtssicher signieren können – ohne zusätzlichen Aufwand.
Warum eine digitale Signatur wichtig ist
Eine digitale Signatur ist mehr als ein „Stempel“ auf einem PDF. Sie beweist:
- Authentizität – Die Rechnung kommt wirklich vom Absender.
- Integrität – Das Dokument wurde nachträglich nicht verändert.
Gerade bei Bankverbindungen ist das entscheidend. Kriminelle können PDFs unterwegs manipulieren. Mit einer digitalen Signatur fällt jede Veränderung sofort auf.
Das Problem: Manuelle Signatur ist nicht praxistauglich
Viele Warenwirtschafts- oder ERP-Systeme erzeugen Rechnungs-PDFs, können diese aber nicht automatisch signieren.
Das bedeutet: Mitarbeiter müssten jede Rechnung einzeln nachsignieren. Das ist langsam, fehleranfällig und widerspricht dem Gedanken der Automatisierung.
Die Lösung: Ein Rechnungsausgangsportal mit Cloud-Signatur
Der moderne Ansatz ist ein Rechnungsausgangsportal, das sich zwischen die Warenwirtschaft und den Empfänger schaltet:
Warenwirtschaft erstellt die Rechnung
- wie bisher als PDF oder im hybriden ZUGFeRD-/XRechnungs-Format.
Übertragung ins Rechnungsausgangsportal
- automatisch, ohne manuelles Eingreifen.
Cloud-Signaturdienst
- das Portal übergibt das Dokument an einen Signaturdienst in der Cloud, der die digitale Signatur hinzufügt.
Rückgabe ans Portal
- das signierte Dokument geht zurück ins Portal.
Versand
- das Portal versendet die Rechnung per E-Mail (mit Signatur) oder stellt sie in einem sicheren Downloadbereich bereit.
Aber was ist mit den Workflows beim Kunden?
Viele Kunden erwarten Rechnungen als PDF-Anhang in einer E-Mail, weil ihre Buchhaltungssysteme damit arbeiten. Hier gibt es zwei Ansätze:
- Versand per E-Mail aus dem Portal
Das Portal kann die signierte Rechnung ganz normal als PDF-Anhang verschicken. Für den Empfänger bleibt der Ablauf gleich – nur sicherer. - ZUGFeRD / XRechnung nutzen
Dabei handelt es sich um Formate, die sowohl ein menschenlesbares PDF als auch maschinenlesbare Rechnungsdaten enthalten.
→ Vorteil: Die Buchhaltung des Kunden kann die Daten automatisch einlesen, Manipulationen sind praktisch ausgeschlossen.
Praktische Vorteile eines Rechnungsausgangsportals
- Automatisierung: Keine manuellen Arbeitsschritte mehr.
- Rechtssicherheit: Signaturen entsprechen den Anforderungen der DSGVO und der gängigen Rechtsprechung.
- Flexibilität: Rechnungen können per E-Mail verschickt oder über ein Portal bereitgestellt werden.
- Vertrauen: Kunden sehen sofort, dass mit den Daten sorgsam und sicher umgegangen wird.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
- Analyse starten:
Prüfen Sie, wie Rechnungen heute verschickt werden. Gibt es Schwachstellen (z. B. PDF-Anhänge ohne Schutz)? - Passende Lösung auswählen:Für kleinere Betriebe: Cloud-basierte Signaturdienste in Kombination mit einem Portal. Für größere Unternehmen: Integration von Signaturen direkt in die ERP-Prozesse über Schnittstellen.
- Rechnungsformate modernisieren: Nutzen Sie hybride Formate wie ZUGFeRD oder XRechnung. Diese werden auch von Behörden gefordert und erleichtern die Verarbeitung.
- Kunden informieren: Kommunizieren Sie offen: „Unsere Rechnungen sind ab sofort digital signiert.“ Das schafft Vertrauen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur digitalen Signatur
Reicht Transportverschlüsselung (TLS) bei E-Mails nicht aus?
Nein. TLS schützt nur den Transportweg, nicht das Dokument selbst. Ein PDF-Anhang kann weiterhin manipuliert werden.
Ist die Einführung einer Signatur nicht zu teuer?
Nein. Cloud-Dienste und Portallösungen sind auch für KMU bezahlbar und amortisieren sich schnell.
Müssen Kunden ihre Systeme anpassen?
Nicht unbedingt. Entweder das Portal verschickt die Rechnung weiter per E-Mail – oder Kunden profitieren direkt von automatisierbaren Formaten wie ZUGFeRD.
Fazit
Die manuelle Signatur von Rechnungen ist in der Praxis keine Lösung. Wer sich heute auf ein Rechnungsausgangsportal mit automatisierter Cloud-Signatur stützt, verbindet Sicherheit mit Effizienz.
So wird nicht nur die DSGVO erfüllt – sondern auch das Vertrauen von Kunden gestärkt und finanzielle Risiken minimiert.
Über uns
Wir sind Experten für Datenschutz mit juristischem Hintergrundwissen. Unser Team vereint IT- und Rechtsexpertise und unterstützt Unternehmen dabei, praxisnahe und rechtssichere Lösungen umzusetzen.
